Mein Umstieg auf AVM WLAN

Mit WLAN beschäftige ich mich schon länger etwas genauer, und will hier nicht nur wiederkäuen, was eh schon an vielen anderen Stellen geschrieben steht. Aber ich möchte gerne dokumentieren, wie ich letztendlich bei meiner jetzigen Lösung gelandet bin. Denn ich habe viele Stunden Recherche, Debugging und Tests gebraucht und auch und einige Fehlkäufe gemacht, was ich vielleicht dem einen oder anderen ersparen kann.

1. Klassische Fritz!Box (standalone)

Mein erstes Setup zu Hause (vor langer Zeit) war eine Fritz!Box, die einfach zentral in einer kleinen Wohnung hing, und damit ausreichenden Empfang in fast allen Räumen ermöglichte.

2. OpenWRT/LEDE

Durch den Umzug in eine Doppelhaushäfte mit Stahlbetondecken und 4 Etagen war das natürlich nicht mehr ausreichend. Zumal mit ca. 15 Ethernet-Doppeldosen reichlich Backbone-Kapazität für gescheites WLAN möglich war. Da wegen Super-Vectoring eine Fritz!Box 7490 unverzichtbar war, war zumindest das Erdgeschoss mit 5GHz-WLAN gut versorgt, aber selbst das 2.4GHz ging kaum durch die Stahlbetondecken (mit Fußbodenheizung) durch.

Da ich in dieser Zeit bei Freifunk sehr aktiv war, und mich mit OpenWRT bzw. LEDE gut auskannte, habe ich die AVM WLAN-Lösungen erstmal außen vor gelassen. Ich habe dann 4 klassische TP-Link WR-841N auf dem Dachboden, im Obergeschoss, im Erdgeschoss und außen in der Wärmepumpe platziert. Dazu einen TP-Link Archer C3 und einen TP-Link WR-842 im Keller. Natürlich alle mit OpenWRT - die original Firmware von TP-Link habe ich noch nie zu mehr benutzt, als OpenWRT zu installieren.

Mittels zweier Zyxel GS1900-24 im Keller habe ich dann VLANs für Freifunk und mein LAN erzeugt, und parallel zwei SSIDs ausgestrahlt. Auch ein drittes VLAN bzw. eine dritte SSID für IoT war mal angedacht, habe ich dann jedoch nie realisiert.

Das hat auch alles einigermaßen gut funktioniert. Aber eben nur “einigermaßen”. Folgende Probleme sind immer wieder aufgetaucht:

  • Absturz einzelner Access Points (lag z.T. auch an Passive-PoE-Adaptern)

  • klassische Roaming-Probleme:

    • Clients kleben am schlechten Access Point
    • Clients erkennen zuerst aus der Ferne das 2.4GHz-Signal, und wechseln nicht ins 5GHz Band
  • 5GHz-Probleme bei OpenWRT

  • Durchsatzprobleme (liegt natürlich an meiner Geräteauswahl - von den 841ern darf man keine Wunder erwarten)

3. Ubiquity

Da ich von unterschiedlichen Seite schon die Vorzüge von Ubiquity WLAN Hardware gehört hatte, habe ich dann mal einen Exkurs Richtung Ubiquity gemacht. Erstmal 2 UAP AC Lite erstanden, und alles vor Ort ausprobiert. Folgende Fallstricke sind mir dabei aufgefallen: Es gibt (mindestens) Produktlinien von Ubiquity:

Leider ist die Interoperatibilität zwischen beiden Welten sehr gering. Der Gateway der einen Lösung funktioniert nicht mit der Steuersoftware für die WLAN Access Points der anderen und umgekehrt. Man kann das zwar alles zusammen benutzen, aber eben nur soweit, wie man das auch mit Hardware anderer Hersteller könnte. Es geht halt irgendwie, ist aber nicht aus einem Guss. Ich wollte meinen EdgeRouter Lite mit den Unify-Access Points betreiben, aber das ist so nicht vorgesehen.

Da die Fritz!Box für Super-Vectoring unverzichtbar war, hätte ich also zusätzlich zu den UAPs noch den Unify Security Gateway benötigt, der dann aber wahrscheinlich sager noch Double-NAT gebacht hätte. Schön wäre anders gewesen. Da kein PoE-Switch vorhanden war, musste ich auch Batterien von PoE-Injektoren einsetzen, was auch unschön ist. Ich hätte halt fast alle Nachteile von PoE ohne die Vorteile (zentrale Überwachung und Neustartbarkeit). Teuer ist die Hardware nicht, aber eben auch nicht günstig. Und die Vorteile spielt sie nur dann aus, wenn alles aus einem Guss ist, nämlich zentrale PoE-Switches, der passende Gateway und eben die Access-Points.

Von der Performance und vom Empfang her sind die Access-Points aber echt super. Ich denke, wenn ich in einer Firma mal WLAN einrichten müsste, wäre Ubiquity meine erste Wahl.

Fallstrick: Viele (sinnvolle) Optionen sind in der Konfigurationsoberfläche erst sichtbar, wenn man einen erweiterten Modus aktiviert (ähnlich wie in der Fritz!Box).

Ende vom Lied war, dass ich die Hardware wieder zurückgegeben habe, weil sie leider für meinen Einsatzzweck nicht perfekt gepasst hat.

4. AVM-Mesh

Letzter Schritt in meiner WLAN-Odyssee: zwei FRITZ!WLAN Repeater 1750E und ein FRITZ!WLAN Repeater 300E. Ich habe ja schon viel über AVM Mesh gelesen und von Kollegen gehört, dass mit den letzten Mesh-Firmwares auch das Roaming gut funktioniert.

Ein 1750E hängt im Keller, die Fritz!Box 7490 nach wie vor im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss hängt ein weiterer 1750E. Zum Dachgeschoss durch dir Holzbalkendecke ist der Empfang noch gut genug. Ich habe dann zahlreiche Tests mit mobilen Geräten (Handys, Laptops und Tablets) gemacht, und auch stationäre WLAN-Geräte eingebunden (Tasmota-Geräte und testweise TV und Playstation). Der Durchsatz war immer erstaunlich gut, vor allem bei den 5GHz-fähigen Geräten. Das Umschalten zwischen den Access-Points sowie das Umschalten zwischen 2,4GHz und 5GHz klappen meistens sehr schnell. Das wurde mit weiteren Labor-Firmware-Updates und zuletzt mit Fritz!OS 7.10 der Fritz!Box und der Repeater eigentlich nur noch besser.

Roamingverhalten und Durchsatz vom Fritz!Box Mesh-WLAN

Zu guter Letzt kam dann noch ein 300E in den Gartenschuppen, da ich auch dort 3 ESP8266 verbaut habe und der WLAN-Empfang im Garten nicht ausreichend war. Ich habe absichtlich den kleinsten Repeater genommen, da ich nicht mein LAN nach außerhalb des Hauses verlängern wollte. Zur Sicherheit wurde auch der WPS-Taster deaktiviert, damit jemand mit physikalischem Zugang zum Schuppen nicht auch gleich ins LAN kommt. Der Durchsatz über den 300E ist natürlich gering (ca. 10 bis max. 20 MBit), das reicht aber für meine Belange im Garten aus.

Der 300E ist auch unglaublich klein, bei den meisten Fotos sieht er ähnlich groß aus wie der 450E. Das täuscht aber, daher hier mal ein Foto als Vergleich mit einer Standard-Schukodose:

Größenvergleich Fritz!Repeater 300E

Tasmota-Optimierungen für WLAN

Ich habe ca. 20 Geräte mit Tasmota-Firmware in meinem WLAN. Die kamen mit dem WLAN-Mesh schon sehr gut klar, aber seit in der Firmware noch die Roaming-Unterstützung verbessert wurde, läuft das ganze wie geschmiert. Dazu muss man in der Firmware die Optionen SetOption56 und Setoption57 aktivieren. Dann verbindet Tasmota sich beim starten nicht mit dem erstbesten passenden Access-Point der gewünschten SSID, sondern scannt alle ab und verbindet sich mit dem stärksten. Außerdem wird zyklisch geprüft, ob es eine deutlich stärkeren Access-Point gibt und gegebenenfalls gewechselt.

Mit dieser Funktionalität hängen jetzt praktisch immer alle Tasmota-Geräte am “richtigen” Access-Point.